Mittwoch, 3. Februar 2010

Kompromisse

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich den letzten Post verfasst habe. Das liegt einerseits daran, dass ich kaum Zeit hatte und zum anderen daran, dass dieser Blog nun den ein oder anderen Leser mehr hat und ich Dinge die mich bewegen, etwas vorsichtiger formulieren muss... Eigentlich Schwachsinn oder?

Ich bin gerade nach Hause gekommen, nach harten Arbeitsstunden in der Stube. Es hat heute nicht allzu viel Spaß gemacht, weil ich mal wieder Gedanken mitgenommen habe, die beim Pilszapfen einfach nichts zu suchen haben.
Es fällt nicht unbedingt leicht, einem Gast das Bier lächelnd hinzustellen, wenn man in Gedanken doch eigentlich ganz woanders und vorallem traurig über eine ganz bestimmte Situation ist. Ganz zu schweigen von den kecken Sprüchen, die auf sexistische Äußerungen, bestimmter Gäste von mir normaler Weise folgen. Mehr als ein müdes Lächeln ist da oft nicht mehr drin.
Ich mag es nicht wenn ich mich auf eine bestimmte Sache konzentrieren muss und dabei andere Dinge im Kopf habe. Schon garnicht wenn diese Dinge so unglaublich unnötig und nichtig sind.

Ich bin kein Mensch großer Worte, schon garnicht wenn es um mich geht und um Dinge die mich wirklich bewegen. Es gibt leider nicht viele denen wirklich alles erzähle. Nicht weil ich enttäuscht wurde oder unglaublich hart und mysteriös wirken möchte- Nein... Einfach, weil ich es noch nie getan habe und der Meinung bin, dass zu viel Seelenmüll menschliche Beziehungen zerstört. Schließlich macht sich jeder Mensch von seinem Gegenüber ein bestimmtes Bild, sei es nun positiv oder negativ und umso mehr man erfährt, desto weniger will man wissen, weil bestimmte Geschichten und Gedanken, dieses positive oder negative Bild zerstören.
Wenn ich jemanden habe, den ich bewundere, möchte ich nicht unbedingt wissen, dass er sich als Kind das Knie aufgeschlagen hat und seit dem Angst hat auf einen Baum zu klettern. Und wenn ich jemanden garnicht leiden kann, will ich auch nicht wissen das er in Südafrika Trinkwasserbrunnen und Schulen baut.
Natürlich sieht das mit Menschen die man wirklich mag anders aus, deren Fehler akzeptiert man gerne, weil sie einen dem Gegenüber etwas näher bringen.

Bisher bin ich ganz gut damit gefahren, die Anzahl dieser "fehlerbehafteten Menschen" klein zu halten und sie auf ein paar wenige Freunde und meine Familie zu reduzieren.
Doch erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt.
Man lernt jemanden kennen, ist begeistert und total aus dem Häuschen... Doch irgendwann fängt man an sich selbst kritischer zu betrachten, Denkweisen und Verhaltensmuster, die man sich mühsam aufgebaut hat, zu überdenken... Nur wegen einer Person. Plötzlich ist man zu fehlerbehaftet und nicht gut genug für jemanden, von dem man eigentlich gedacht hat, dass er perfekt für einen wäre.
Schließlich merkt man dass dem anderen diese Fehler auch auffallen, man schämt sich dafür und versucht sich zu ändern. Und ehe man sich versieht ist man jemand ganz anderes, erkennt sich selbst nicht wieder.
Der Grund dafür, dass zwischenmenschliche Beziehungen scheitern, ist der Mangel an Kompromissen. Jeder weiß es und trotzdem möchte niemand wirklich Kompromisse eingehen. Und selbst wenn man es dann tut, ist man mit sich selbst nicht im Reinen, weil man es doch gerne irgendwie anders gehabt hätte.
Das fängt damit an, dass man die Haare offen trägt, weil es ihm so gut gefällt, auf ein bestimmtes Parfum verzichtet oder einfach eine SMS mehr schreibt, damit der andere sich nicht sorgt... Und schließlich endet es damit, dass man sich für jeden Kleinigkeit entschuldigt und geduckt durch ´s Leben läuft, auf der Hut vor dem nächsten Streit, an dem man ja selber Schuld ist, weil man es ja besser hätte wissen müssen, da man ja Kompromisse eingehen muss.
Aber ist es nicht gerade das Gegenteil was einen dazu veranlasst, einem bestimmten Menschen nahe sein zu wollen? - Die Tatsache, dass man sich nicht verstellen muss und einfach so sein kann wie man ist?
Ich für meinen Teil bin mir da ziemlich sicher. Es heißt nicht umsonst: Freunde sind die dich kennen und dich trotzdem mögen.
Und das sollte doch durchaus auch auf eine Beziehung zutreffen.
Man darf mich an dieser Stelle nicht falsch verstehen. Das Leben besteht nunmal aus Kompromissen und man sollte sich nicht gänzlich, in jeglicher Hinsicht ausleben... Aber ich für meinen Teil denke, dass nur der Mensch der versteht, warum man gerade diesen Kompromiss nicht eingehen möchte, jemand ist, den es sich zu lieben lohnt.

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